Laut ADAC-Bilanz 2018 gibt es in Deutschland pro Tag rund 2.000 Staus. Die Wahrscheinlichkeit ist demnach hoch, dass auch Sie immer wieder im Stau stehen. Doch auch wenn Verkehrsstaus tägliche Realität sind, wissen die meisten Verkehrsteilnehmer nicht, wie es überhaupt dazu kommt und was sie dafür tun können, um Staus zu vermeiden.
Im Grunde genommen ist es ganz einfach: Wenn alle Verkehrsteilnehmer auf einer Autobahn mit derselben Geschwindigkeit unterwegs wären, gäbe es keinen Stau. Doch trotz Richtgeschwindigkeit und Geschwindigkeitsbegrenzungen kommt es immer wieder zum ärgerlichen und auch gefährlichen Stop-and-Go-Verkehr. Der „Stau aus dem Nichts“ durch den sogenannten „Schmetterlingseffekt“ oder die „Kettenreaktion“ wird aus diesen Gründen zur Realität:
Grund 1: Autos fahren zu dicht auf
Gerade auf der Autobahn möchte niemand, dass sich andere Autofahrer in die Lücke zum Vordermann drängeln. Aus diesem Grund „kleben“ die meisten Fahrer ziemlich dicht am vorausfahrenden Auto. Allerdings wird dadurch nicht nur der Sicherheitsabstand gefährlich verringert, sondern es wird deutlich öfter gebremst. Denn gerade bei geringem Abstand ist rechtzeitiges Bremsen noch wichtiger als bei größerer Distanz zum Vordermann.
Wenn ein PKW, der dicht auffährt, häufiger bremsen muss, muss auch das dahinter dicht auffahrende Auto häufiger bremsen. In der Folge entsteht eine Kettenreaktion, weil immer weniger Puffer zum Verlangsamen entsteht. Ist der Puffer zwischen den Fahrzeugen aufgebraucht, steht alles still.
Das können Sie tun: Halten Sie immer ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Selbst, wenn jemand in die Lücke fahren sollte, sorgen Sie wieder für ausreichenden Abstand. So tragen Sie aktiv zur Stauvermeidung bei.
Grund 2: Unkonzentriertes Fahren
Kennen Sie das? Gerade sind Sie das letzte Meeting am Steuer sitzend noch einmal durchgegangen oder Sie haben an den bevorstehenden Arzttermin gedacht, und schon bremsen Sie abrupt ab, weil die grellen Bremsleuchten vor Ihnen erschreckend nah waren. Gerade bei stockendem Verkehr erhöht unkonzentriertes Fahren nicht nur die Unfallgefahr, sondern auch das Staurisiko. Denn wenn Sie abrupt abbremsen, muss in der Regel auch das Auto hinter Ihnen stärker abbremsen, wodurch wieder die staubildende Kettenreaktion ausgelöst wird.
Das können Sie tun: Fahren Sie nur, wenn Sie wirklich fit sind. Sorgen Sie zwischendurch für frische Luft und öffnen Sie das Fenster. Sitzen Sie am besten möglichst gerade. Machen Sie bei längeren Fahrten spätestens alle zwei Stunden eine ausgiebige Pause und bewegen Sie sich an der Luft.
Grund 3: Wie war das nochmal mit dem Reißverschluss?
Eigentlich lernt es jeder in der Fahrschule, das Reißverschlusssystem. Es wird dort nicht ohne Grund vermittelt. Wie bei einem Reißverschluss sollten sich nämlich alle Autofahrer vor einem Hindernis einfädeln. Leider wechseln die meisten Fahrzeuge schon weit vor dem Hindernis auf die linke Spur. Und meist gibt es wiederum andere, welche die Fahrzeuge auf der rechten Spur daran hindern, korrekterweise bis kurz vor das Hindernis zum Einfädeln zu fahren. Auf diese Weise verhindern beide, dass der Verkehr um eine Baustelle oder eine Engstelle „fließen“ kann. Stattdessen winkt: ein Stau!
Das können Sie tun: Wenn Sie nicht mehr wissen, wie das Reißverschlusssystem funktioniert, können Sie es hier beim ADAC noch einmal nachlesen. Trauen Sie sich, bis an das Hindernis heranzufahren und lassen Sie andere vor Ihnen einfädeln.
Grund 4: Häufiges „Spurwechseln“
Vermutlich hat es jeder von uns schon einmal gemacht. Man hat es eilig und ganz offensichtlich hat man schon wieder „die falsche Spur“ im stockenden Verkehr erwischt. Die Konsequenz: Man wechselt hin und her, um vermeintlich flotter voranzukommen. Allerdings lösen Sie dadurch nicht das Problem: Sie werden nicht schneller am Ziel sein, sondern im Gegenteil, Sie machen alles nur noch schlimmer und fördern den Stau. Denn durch Ihren Fahrbahnwechsel müssen andere Autofahrer meist bremsen, wodurch die dahinter fahrenden Fahrzeuge auch bremsen müssen. Und schon haben wir wieder eine Kettenreaktion, die zum Stau führen kann, weil der Verkehrsfluss gestört wird.
Das können Sie tun: Im stockenden Verkehr werden Sie nicht schneller vorankommen, wenn Sie jede mögliche Lücke zum Spurwechsel nutzen. Versuchen Sie, gelassen zu bleiben. Schließlich können Sie in der aktuellen Situation nicht viel ausrichten. Wenn Sie wissen, dass es täglich an dieser Stelle zu stockendem Verkehr kommt, fahren Sie einfach entsprechend früher los.
Grund 5: Gaffer
Es ist natürliches Bedürfnis des Menschen, seine Umwelt verstehen zu wollen. So kann auch ein Unfall zunächst unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Allerdings hat dieser Urinstinkt nichts mit Gaffen gemeinsam. Beim Gaffen blockieren nämlich Autofahrer andere Spuren, weil sie Unfälle oder schlimme Ereignisse filmen wollen und zuschauen, anstatt zu helfen. Indem sie gaffen, verschärfen sie außerdem die Situation hinter sich, denn es kann durch ihr Abbremsen zu einem Stau kommen, der wiederum andere Verkehrsteilnehmer in gefährliche Situationen bringen kann.
Das können Sie tun: Wenn Sie eine Unfallstelle passieren müssen, fahren Sie so zügig vorbei, wie es die Situation erlaubt. Das gilt natürlich nur für den Fall, dass schon Ersthelfer vor Ort sind. Wenn nicht, sind Sie verpflichtet, bei einem Autounfall anzuhalten und zu helfen.