Die Reifen bilden den direkten Kontakt zwischen dem PKW und der Fahrbahn. Dabei üben Beschaffenheit und Konstruktion des Reifens großen Einfluss auf die Fahreigenschaften sowie den Bremsweg aus. Welche Faktoren sich wie auswirken, verraten wir Ihnen hier.
So ist ein Reifen aufgebaut
Autoreifen sind sehr komplexe KFZ-Teile, deren Aufbau sich seit nunmehr fast 100 Jahren immer weiterentwickelt hat. Damit Sie komfortabel und sicher fahren können, sind heute luftgefüllte Reifen der Standard. Das war zu Beginn der Gummibereifung noch anders. Damals wurden auch Vollgummireifen verwendet.
Damit der Reifen in der Felge haften kann, verfügt er über eine sogenannte „Wulst“. Sie enthält einen harten Kern, der im Felgenhorn liegt. Während die Flanken sowie die Laufflächen aus einer speziellen Gummimischung hergestellt werden, befindet sich unterhalb der Lauffläche der sogenannte „Stahlgürtel“. Er sorgt dafür, dass der Reifen mit dem Profil stabil auf der Fahrbahn aufliegt. Im Reifen selbst befindet sich Luft.
Die Basis der Gummimischung des Reifens ist Kautschuk. Hinzugefügt werden weitere Bestandteile wie Ruß, Silica, Kreide oder Kohlenstoff. Damit der Gummi weich bleibt, enthalten Reifen auch Öle und Harze sowie verschiedene chemische Stoffe.
Der komplette Aufbau des Reifens sowie seine Gummizusammensetzung und das Profil haben nur eine Aufgabe: Sie sollen dafür sorgen, dass das Fahrzeug sicher auf der Straße manövriert werden kann. Dementsprechend werden Reifenprofile sowie die Karkassenkonstruktion immer weiterentwickelt, damit sich z.B. die Bremswege verkürzen.
Wie wirkt sich die Profiltiefe auf den Bremsweg aus?
In den Reifen befinden sich sogenannte Profilrillen. Sie sollen Wasser auf nasser Fahrbahn möglichst schnell zur Seite drängen und abführen, damit kein Aquaplaning entsteht. Grundsätzlich gilt, dass sich die Bodenhaftung bei Nässe mit steigendem Profil erhöht. Dementsprechend kürzer wird der Bremsweg.
Wenn Sie mit rund 50 km/h unterwegs sind, benötigen Sie gemäß einer gängigen Faustregel ca. 25 Meter Bremsweg. Das gilt jedoch in der Theorie nur dann, wenn Ihr Profil die StVO erforderliche Mindesttiefe von 1,6 Millimeter aufweist. Bei abgefahrenen Reifen ohne Mindestprofiltiefe erhöht sich der Bremsweg um fast fünf Meter auf 29,5 Meter.
Wie viel sicherer Sie mit tieferem Profil unterwegs sind, zeigt die unten stehende Tabelle. Denn schon ab einem Profil von vier Millimetern liegt der Bremsweg bei 50 km/h bei rund 20 Metern. Ist das Profil acht Millimeter tief, drücken Sie den Wert auf nur 17,5 Meter.
Wie wichtig eine ausreichende Profiltiefe ist, wird bei zunehmender Geschwindigkeit deutlich. Bremsen Sie bei 100 km/h mit abgefahrenen Reifen voll ab, benötigen Sie fast 120 Meter, bis Sie stehen. Mit vier Millimeter hohem Profil verkürzen Sie den Bremsweg um lebensrettende 20 Meter.
Den korrekten Reifendruck nicht unterschätzen
Hat ein Autoreifen nicht den richtigen Reifendruck und ist zu schwach aufgepumpt, erhöht sich der Bremsweg bei einem Druckdefizit von einem Bar um rund zehn Prozent. Bei einer Vollbremsung aus 100 km/h verlängert sich der Bremsweg selbst bei optimalem, acht Millimeter tiefem Profil um ganze sieben Meter.
In der folgenden Tabelle können Sie noch einmal genau nachlesen, wie sich der Bremsweg in Bezug auf die gefahrene Geschwindigkeit und das Reifenprofil verhält. In Klammern stehen die Werte bei einem mit einem Bar zu niedrig gefüllten Reifen.
Profiltiefe/Geschwindigkeit |
50 km/h |
30 km/h |
100 km/h |
80 km/h |
8 mm Profil |
17,5 (19) Meter |
6,3 (6,9) Meter |
70 (77) Meter |
45 (49,5) Meter |
4 mm Profil |
20,5 (22,5) Meter |
7,38 (8,1) Meter |
82 (90) Meter |
52 (57) Meter |
2 mm Profil |
24 (26,5) Meter |
8,73 (9,3) Meter |
97 (107) Meter |
62 (68) Meter |
1 mm Profil |
29,5 (32,5) Meter |
10,62 (11,62) Meter |
118 (130) Meter |
75 (83) Meter |
Welche Reifen wirken sich besser auf den Bremsweg aus – dicke oder dünne?
Während im Rennsport auf der Rennstrecke Reifen möglichst ohne Profil und möglichst breit sein sollen, gilt auf der Straße eine andere Regel. Hier sind Reifen mit ausreichendem Profil gefragt, um beim Bremsen schnell zum Stehen zu kommen. Breitere Reifen sind eher von Nachteil, da das Wasser bei Regenfällen von einer breiteren Lauffläche schwieriger abgeführt werden kann. Dementsprechend sind schmalere Reifen griffiger bei Regen und verkürzen dementsprechend den Bremsweg.
Ist der Bremsweg von Winter- oder Sommerreifen besser?
Es ist immer empfehlenswert, den für die jeweilige Saison konzipierten Reifen zu verwenden. So erzielen Sie mit Winterreifen auf Schnee und Eis immer kürzere Bremswege als mit Sommerreifen. Entsprechend kürzer ist der Bremsweg mit Sommerreifen auf aufgeheizten oder verregneten Fahrbahnen.
Moderne Ganzjahresreifen können auf Schnee oftmals ebenso gute Ergebnisse erzielen wie Winterreifen. Dafür sind sie beim Bremsweg im Sommer nicht ganz so gut wie Sommerreifen, zum Beispiel auf nasser Fahrbahn.
Sogenannte „Billig-Reifen“ und der Bremsweg
Sie locken mit fantastisch günstigen Preisen, die sogenannten „No-Name-Reifen“. Die meist von unbekannten Labels in Fernost gefertigten Pneus zeichnen sich, wie in vielen Reifentests belegt, nicht unbedingt durch die beste Bremsleistung aus. Viele unabhängige Tester haben festgestellt, dass Billig-Reifen gerade bei Nässe häufig eine mangelhafte Performance hinlegen.
Um von aktueller Reifentechnik zu profitieren, sollten Sie am besten auf Markenreifen zurückgreifen. Diese werden von den Herstellern in eigenen Forschungsabteilungen ausgiebig getestet. Dabei werden u.a. die Bremswege durch neue Lamellen- und Profiltechnik sowie ausgereifte Materialmischungen immer weiter verbessert.
Fakt ist: Autofahrer sollten bei den Reifen nicht sparen. Denn ein zu kurzer Bremsweg bedeutet im Ernstfall Lebensgefahr.